Ist es die Sorge um die wachsende Inflation, oder eher das Thema „Energiewende“, das in den kommenden Jahren den größten politischen Stellenwert haben sollte? Oder aber „wurmt“ schlicht und ergreifend die Bildungspolitik der vergangenen Jahre? Fragen, die sich nicht nur manche der insgesamt rund 13,2 Millionen erwachsenen Wahlberichtigten gestellt haben dürften, als es am Sonntag darum ging, das berühmte „Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen“. Zumindest in Drensteinfurt war nämlich auch die Jugend dazu aufgefordert. Zum zweiten Mal nahm die Teamschule am Projekt „Juniorwahl“ teil – detaillierte Wählerlisten, persönliche Wahlbenachrichtigungen und echte Stimmzettel inklusive.
Im Vorfeld hatten sich die Siebt- bis Zehntklässler mit Politik- und Wirtschaftslehrerin Sophia Karimou auf ihren zweiten Urnengang – schon bei der Bundestagswahl 2021 waren die Sekundarschüler zur Stimmabgabe aufgefordert – umfassend vorbereitet. Und das durchaus persönlich und so praxisnah wie eben möglich. Neben einem Quiz stand auch der mittlerweile bekannte und recht beliebte „Wahl-O-Mat“ auf dem Stundenplan. 28 der 29 zur Landtagswahl angetretenen Parteien hatten dazu im Vorfeld ihre Standpunkte zu gewissen Themen und Standpunkten erläutert, die nach einer Frage- und Antwortrunde über das Online-Portal mit den jeweils persönlichen Präferenzen abgeglichen werden, um so am Ende die Partei zu ermitteln, die die eigenen Interessen am besten vertritt. Einen klaren Favoriten gibt es dabei aus Sicht der Teamschüler allerdings nicht. Bei den Zweitstimmen liegt die SPD mit 24 Prozent knapp vor der CDU mit 21 Prozent. Die Grünen kommen auf 13 und die FDP auf zwölf Prozent. Erwähnenswert: 23 Prozent der Schüler stimmten für eine der zahlreichen „Sonstigen“ – und sieben Prozent für die AFD. Was die Wahl der Direktkandidaten betrifft, so würde mit Markus Höhner erstmals seit Jahrzehnten ein CDU-Bewerber den Wahlkreis verlieren. Er unterlag nämlich im Schülervotum mit 27 Prozent knapp dem SPD-Bewerber Frederik Werning. Markus Diekhoff (FDP) kam auf 16 Prozent, Ali Bas (Grüne) auf 14 Prozent. Letzter im Bunde ist Dr. Christian Blex, der es aber dennoch auf elf Prozent der Erstimmen brachte.
Das Projekt „Juniorwahl“ selbst, erklärt Fachlehrerin Sophia Karimou, sei übrigens durchaus wichtig und richtungsweisend für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Denn schließlich gebe es kaum eine bessere Möglichkeit, um die angehenden Erwachsenen gezielt auf ihren ersten „echten“ Urnengang und die damit verbundene Verantwortung vorzubereiten. „Ich wünschte, das hätte es schon zu meiner Schulzeit gegeben“, sagte sie. Dank zollt Karimou übrigens den eingesetzten „Wahlhelfern“ der Teamschule. Denn wie im „echten Leben“, mussten sie zuvor für die Wahlbekanntmachung sorgen und Wählerverzeichnisse erstellen. Dazu wurden die Wahlbenachrichtigungen in den jeweiligen Klassenrat-Stunden verteilt, um dabei bei Bedarf auch noch offene Fragen zu beantworten. Zum Dank für das Engagement gibt es nicht nur eine Urkunden, sondern auch einen gesonderten Vermerk auf dem kommenden Zeugnis.
(Text und Bilder von D. Jeschke für die Westfälischen Nachrichten)