Es geht nicht nur um Wohlstand, Agrarsubventionen und den freien Güter- und Personenverkehr. Es geht auch um Frieden und um eine starke Gemeinschaft von knapp 450 Millionen Menschen. Und genau die sind am Sonntag aufgerufen, um über den weiteren Weg der Europäischen Union mitzubestimmen. Rund 260 Schüler der Teamschule waren das bereits am Montag. Denn wie schon bei den vergangenen Bundes- und Landtagswahlen nahm die Sekundarschul auch dieses Mal an der bundesweiten Aktion „Juniorwahl“ teil. Und das natürlich nicht ohne entsprechende Vorbereitung, um die sich dieses Mal die „Wahlhelferklasse“ 7b gekümmert hat.
Unter der Leitung von Lehrerin Sophia Karimou hatten sich die Siebtklässler dabei nicht nur intensiv mit den verschiedenen Parteien und deren Programm auseinandergesetzt. Als „Wahlhelfer“ hatte sie sich dazu den gleichen Vorbereitungen zu stellen wie die zahlreichen echten Wahlhelfer, die am 9. Juni für einen ordnungsgemäßen Urnengang zu sorgen haben. Denn rein formell unterscheidet sich auch die diesjährige Juniorwahl nicht von der realen Abstimmung – Wahlbenachrichtigungen und „echte“ Stimmzettel inklusive. Und so galt es auch in der Teamschule zunächst einmal ein Wählerverzeichnis zu erstellen – mit den Namen aller Schüler der Jahrgänge sieben bis zehn. Um die „Erstwähler“ dazu entsprechend vorzubereiten, hatten die Siebtklässler zuvor alle übrigen Klassen besucht, um über das Europäische Parlament und die Wahl an sich zu informieren. Um sich einen Überblick über die Parteilandschaft zu machen und dazu die persönlich wirklich passenden politischen Vertreter zu finden, waren die Schüler zudem aufgefordert, über die Online-Plattform wahl-o-mat.de ihren Meinungen zu gewissen Themen zu äußern.
Am Montag selbst stand nun – nach klar durchgetaktetem Plan – die eigentliche Stimmabgabe auf dem Programm, bei der es für die Klasse 7b noch einmal gefordert war. „Das Ganze ist schon ein wenig stressig. Aber es macht auch viel Spaß“, erklärte dazu Wahlhelfer Leonardo Tiggemann. Dazu, sagt er weiter, sei es nicht allein die in der Schule herrschende „Wahlpflicht“, die zu einer großen Resonanz geführt habe. Das Interesse an der Politik sei in den vergangenen Wochen vielmehr überaus spürbar gewesen – mit dazu recht klar geäußerten Anliegen. „Einige wünschen sich, schon deutlich früher auf die Wahlen vorbereitet zu werden“, schilderte Tiggemann. Dazu, ergänzt der Siebtklässler, seien Art und Umfang der Kommunikation der Parteien gegenüber der jungen Generation, die bekanntlich in diesem Jahr schon ab 16 Jahren über die Zusammensetzung des Europäischen Parlaments mitentscheiden darf, durchaus noch „ausbaubar“.
Für den „echten Wahltag“ am Sonntag äußert Leonardo Tiggemann im Namen seiner Klasse noch einen klaren Wunsch: „Wir möchten, dass jeder seine Stimme abgibt und jeder seine Meinung frei äußern darf.“ Selbst wollen er und seine Klassenkameraden dazu noch einmal innerhalb ihrer Familien intensiv für die Sache werben, denn: „Am Ende ist jede Stimme wichtig“, sagt der jungen Walstedder. Nick Schürkamp und Mika Woywod aus dem neuen Jahrgang ist dies wohl bewusst. Sie durften nämlich nicht nur in der Teamschule ihre „Kreuzchen“ machen. Als 16-Jährige sind sie auch am Sonntag erstmals stimmberechtigt und wollen diese Möglichkeit auch nutzen. Damit sie sich dabei jedoch ebenso wenig wie alle anderen Wähler vom Votum der Juniorwahl beeindrucken und beeinflussen lassen, darf das Ergebnis des Jugendvotums übrigens erst nach der Beendigung der richtigen Wahl am Sonntagabend bekanntgeben werden. In ganz Deutschlang gilt das für rund 5600 Schulen, die an der Aktion unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Lisa Paus teilnehmen. Zum ersten Mal wurde die Juniorwahl bereits im Jahr 1999 durchgeführt. Seitdem haben dabei mehr als 5,8 Millionen Schülerinnen und Schüler ihren ersten Erfahrungen an der Wahlurne gesammelt. „Die Juniorwahl leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich jungen Menschen frühzeitig und intensiv mit Politik und ihren demokratischen Rechten beschäftigen“, schildert die Ministerin. „Daher unterstütze ich das Projekt sehr gerne.“
Der Artikel ist von Dietmar Jeschke und erschien am 04.06. in der WN.