„Individuelle Stärken fördern” [Dreingau-Zeitung]

Gespannt blicken die Kinder auf die Glasflasche inmitten des eiskalten Wasserbades. Wird ihr Lehrer Recht behalten und das gekochte und gepellte Ei am Ende tatsächlich einfach durch den engen Flaschenhals flutschen?

Nur wenige Minuten hält die atemlose Stille an – bis ein Schüler schreit: „Es hat geklappt!“. Wie genau das Experiment funktioniert, das bekommen die Fünftklässler während der Profilstunden im Bereich „MINT“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) vermittelt.

Parallel dazu läuft der Unterricht in den Bereichen „Musik“, „Sprache“ und „Kunst“. Das erste Halbjahr dient den Fünftklässlern der neuen Teamschule im Moment als Schnupperphase. Sie haben je drei Wochen Zeit, die unterschiedlichen Profile kennenzulernen. Haben Zeit herauszufinden, wo ihre persönlichen Stärken liegen. Denn die sollen sie während des Unterrichtsfaches weiter ausbauen können.

Im Musikraum steht heute ein Weihnachtslied auf dem Stundenplan. Achim Stanossek, Stellvertretender Schulleiter und Musiklehrer, hat am Klavier Platz genommen. Vor den Kindern liegen Text und Noten zu „Schneeflöckchen, Weißröckchen“. Nachdem die ersten Versuche ganz gut geklappt haben, wird‘s eine Stufe schwieriger. „Und jetzt drehen alle das Papier um“, will Stanossek überprüfen, ob die Schüler beim Singen auch gleichzeitig auswendig gelernt haben.

„Der Schweinachtsmann“

Eine kleine Gruppe hat sich vom Musikkursus abgespalten. Sie probt derzeit mit ganz viel Eifer, um am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien das Musical „Der Schweinachtsmann“ auf die Bühne zu bringen. Die elf Kinder spielen alle ein Instrument, etwa Geige, Gitarre oder Flöte. Diese Talente können sie hier besonders einbringen – und ihren Mitschülern, Lehrern und Eltern mit der Aufführung außerdem eine Freude machen.

Im Profil „Sprache“ geht es nicht darum, eine Fremdsprache zu erlernen, sondern mit dem Bekannten mal auf eine andere Weise umzugehen. Pantomime wird heute ausprobiert. Ein Teil der Gruppe denkt sich eine Choreographie aus, der andere muss raten. Dabei hält sich die Lehrerin so weit es geht zurück. Die Kinder sollen interagieren, sich etwa gegenseitig aufrufen. Das klappt gut, und schon nach wenigen Minuten ist das Rätsel gelöst.

„Igel im Laub“

Im Kunstraum haben sich die Kids alte Klamotten übergezogen, denn heute wird‘s bunt. Nachdem in der vergangenen Profil-Stunde herbstliche Blätter auf dem Schulgelände gesammelt worden sind, wird aus denen und viel Farbe heute ein Bild. „Ein Igel im Laub“ soll es heißen, und die Schüler sind mit Feuereifer bei der Sache. Immer zwei Lehrkräfte stehen bei Fragen als Ansprechpartner bereit.

Für das zweite Halbjahr müssen die Schüler sich entscheiden, welches der vier Profile ihnen am besten gefällt. Schulleiterin Ulrike Rupieper hofft, dass die Wahl einigermaßen ausgewogen ausfällt. „Unser Ziel ist es dann, den Unterrichtsinhalt gemeinsam mit den Schülern zu erarbeiten.“ Denn im Profil-Unterricht kommt es auf die Stärken der Kinder an – Noten werden hier am Jahresende nicht verteilt.

Quelle: Dreingau-Zeitung, 24.11.2012