Die Jugend setzt auf Rot-Schwarz
Am Ende war es genauso knapp, wie es die Prognosen der führenden Meinungsforschungsinstitute vorausgesagt hatten: Mit einem Ergebnis von 25 Prozent hatte die SPD mit Spitzenkandidat Olaf Scholz knapp die Nase vor. Unionskandidat Armin Laschet musste sich dahinter mit 23 Prozent geschlagen gegeben.
Die Grünen mit Annalena Baerbock an der Spitze blieben mit nur neun Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dagegen erzielte die FDP mit 16 Prozent ein Traumergebnis. Und die AfD? Nein, von der wollten die jungen Wähler in der Drensteinfurter Teamschule nichts wissen. Die Rechtspopulisten landeten mit lediglich zwei Prozent der gültigen abgegebenen (vier) Stimmen abgeschlagen im Hinterfeld – und sind damit „raus“ aus dem Bundestag. Erstaunlich großen Zuspruch fanden dagegen die berühmten „Sonstigen“ mit stattlichen 17 Prozent, die angesichts der Fünf-Prozent-Hürde für jede Einzelpartei allerdings im Parlament nicht zum Tragen kommen.
Überraschend knapp ist auch, wer die Wahlkreis-Interessen der kommenden Drensteinfurter Generation in Berlin vertreten soll: Mit einem Erststimmenanteil von 31 Prozent holt SPD-Bewerber Bernhard Daldrup zwar deutlich mehr Prozente als seine Partei an Zweitstimmen. Dennoch musste er sich CDU-Kandidat Henning Rehbaum geschlagen geben, für den ziemlich exakt jeder dritte Schüler votiert hat. Ergebnis: 33 Prozent.
Zum ersten Mal hatte die Drensteinfurter Sekundarschule auch ihre Schüler zur Stimmabgabe aufgefordert. Und das unter absolut realen Voraussetzungen. Bevor es aber am Freitag für die insgesamt 238 wahlberechtigten Teamschüler der Jahrgänge sieben bis zehn an die Wahlurne ging, war das Projekt natürlich entsprechend vorbereitet worden. Und das sowohl formell als auch inhaltlich, erklärte Heiko Schwarz als Abteilungsleiter der Jahrgänge acht bis zehn. Wieso gibt es eine Erst- und eine Zweitstimme? Was bedeutet die Fünf-Prozent-Hürde? Und wozu bekommt jeder Wahlberechtigte einen eigenen Wahlschein?
„Uns ist es wichtig, dass der gesamte Vorgang geübt wird“, erklärte Schwarz. Und daher erhielt jeder Schüler nicht nur eine persönliche Wahlbenachrichtigung, sondern auch einen zu 100 Prozent echten Wahlschein, den es allerdings nur nach Vorlage eines gültigen (Schüler-) Ausweises tatsächlich in die Hände gab.
Der Wahlzettel selbst hatte es dann bekanntlich in sich – bei neun Direktkandidaten und nicht weniger als 27 Parteien und politischen Gruppierungen, die gerne im kommenden Bundestag vertreten wären. Aber wie nun zwischen CDU, SPD, Grünen, FDP, AfD oder aber zwischen LKR, PdF, LfK und Volt entscheiden?
Für viele der Zehntklässler war das nicht unbedingt schwierig, berichtete Lehrerin Sophia Karimou, die die „Juniorwahl“ in der Teamschule maßgeblich vorbereitet hatte. Bei den Siebt- und Achtklässler jedoch war mitunter noch ein wenig „Nachhilfe“ in Sachen politischer Meinungsbildung notwendig. Aber auch dafür gibt es bekanntlich moderne Möglichkeiten. Dazu zählt etwa die Online-Plattform „Wahl-O-Mat“, die Heiko Schwarz mit seinem Politikkurs genutzt hatte, um in einem Frage-und-Antwort-Spiel die eigenen parteipolitischen Präferenzen zu ermitteln. Das aber nicht ohne Hilfestellung, versteht sich. Denn selbst mancher Erwachsene dürfte bei der Frage, ob er denn für oder gegen die Einführung einer Krankenhausfallpauschale sei, schlichtweg überfordert gewesen sein. Sophia Karimou nutzte mit ihrem Kurs außerdem den „Kandidaten-Check“ des WDR, in dem sich die einzelnen Bewerber in kurzen Videos präsentiert hatten.
Wie bei der „richtigen“ Bundestagswahl, so durften übrigens auch die Ergebnisse des Schülervotums erst nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend offiziell bekanntgegeben werden. Damit sollte eine mögliche Beeinflussung von noch bis zuletzt unentschlossenen (jungen) Wählern vermieden werden.